Immer mehr Wege per Rad
14.05.20 Service

Immer mehr Wege per Rad

Innerhalb von fünf Jahren ist der Radverkehrsanteil in Frankfurt um 58 Prozent gewachsen: von 12,6 Prozentpunkten im Jahr 2012 auf 19,8 Prozentpunkte im Jahr 2018. Das ergab die Untersuchung „Mobilität in Städten“ der Technischen Universität Dresden, die Verkehrsdezernent Klaus Oesterling der Öffentlichkeit präsentierte.

Studie stellt gewaltiges Wachstum des Radverkehrs in Frankfurt fest

Im Rahmen der Studie wurden von Februar 2018 bis Januar 2019 über 2.000 Frankfurter Einwohnerinnen und Einwohner befragt – Einpendler zählten nicht zur Stichprobe. Zur Mobilität an bestimmten Stichtagen waren Fragebögen auszufüllen und es gab telefonische Interviews. Diese Methode der Haushaltsbefragung zur Mobilität hat die TU Dresden bereits zu DDR-Zeiten entwickelt und gilt damit als führend bei der auf Städte bezogenen Verkehrsforschung. Frankfurt am Main war 1998 eine der ersten westdeutschen Städte, die sich hieran beteiligten. Seither wird die Erhebung alle fünf Jahre neu angefertigt, erläuterte Wolfgang Preising vom Straßenverkehrsamt, der die Studiendaten vorstellte.

Die Untersuchung wirft einen Blick auf vier Verkehrsarten: Mobilität zu Fuß, mit dem Rad, per ÖPNV und auf den sogenannten "motorisierten Individualverkehr" (MIV), in dem das Auto die bestimmende Rolle spielt. In diesem Quartett hat sich der prozentuale Anteil des Radverkehrs zwischen 2013 und 2018 am deutlichsten verändert: Er stieg von 12,6 auf 19,8 Prozentpunkte (Plus 58 Prozent). Alle anderen Verkehrsarten schrumpfen prozentual leicht.

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prozentual betrachtet – vergrößerte Ansicht wird in Lightbox angezeigt

Verkehrsdezernent Oesterling: Wir müssen dem Radverkehr die Fläche geben, die seiner tatsächlichen Nutzung entspricht

Diese Dynamik beim Zuwachs des Radverkehrs sucht auch bundesweit ihresgleichen. Von rund 100 untersuchten Kommunen in Deutschland gelingt nur der brandenburgischen Hauptstadt Potsdam eine vergleichbare Steigerung.

Das starke Bevölkerungswachstum (Plus 112.000 zwischen 2013 und 2018) in Frankfurt hat dazu geführt, dass insgesamt mehr Verkehr entsteht, was die Studie der TU Dresden auch anhand gestiegener Gesamtwegezahlen bestätigt. Betrachtet man die absolute Zahl der Wege der Frankfurterinnen und Frankfurter, zeigt sich, dass sie bei allen Verkehrsarten zulegt. Während es sich bei drei Verkehrsarten um relativ geringe Zuwächse handelt, verdoppelt sich die Wegezahl beim Radverkehr nahezu: Sie steigt von 260.000 auf 491.000 Wege pro Tag.

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die Wege in absoluten Zahlen – vergrößerte Ansicht wird in Lightbox angezeigt

Verkehrsdezernent Oesterling erkennt in diesen Zahlen einen klaren Auftrag an die Stadt Frankfurt, dem Radverkehr den Raum zu schaffen, der seiner tatsächlichen Nutzung als Verkehrsmittel auch entspricht. Hier sieht Oesterling einen erheblichen Nachholbedarf – und er geht davon aus, dass der Radverkehr auch weiterhin zulegen wird.

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der Zuwachs je Verkehrsmittel – vergrößerte Ansicht wird in Lightbox angezeigt

Ein Verkehrsmix mit geringem Radverkehrsanteil wäre für eine eher kompakte Stadt wie Frankfurt fatal, erläutert der Verkehrsdezernent: "Wenn wir nicht die exorbitante Steigerung des Radverkehrs gehabt hätten, wäre der Verkehr in Frankfurt wahrscheinlich zusammengebrochen." So trägt paradoxerweise ausgerechnet der zunehmende, aber platzeffiziente Radverkehr dazu bei, den Autoverkehr flüssig zu halten.

Das gilt insbesondere, wirft man einen Blick auf den Frankfurter Binnenverkehr – also nur Wege innerhalb Frankfurts ohne die Wege ins Umland. Hier beträgt der Anteil des Radverkehrs sogar 23 Prozent!

Bei allem Zuwachs beim Radverkehr lassen die Daten der Studie aber nicht den Schluss einer Abkehr vom Auto zu. Der Pkw-Besitz in Privathaushalten nimmt zu, ebenso die Zahl der Menschen, die über eine Fahrerlaubnis verfügen. Der Trend: Vielen steht zwar ein Auto zur Verfügung, es dominiert aber nicht mehr so sehr die Wahl des Verkehrsmittels wie noch vor Jahren. Das heißt, immer mehr Autobesitzer steigen auch aufs Rad oder nutzen den ÖPNV, wenn die Verkehrsmittel des Umweltverbunds für den beabsichtigten Weg sinnvoller oder attraktiver erscheinen als der Pkw.

Neben dem bereits in Angriff genommenen Ausbau des Radnetzes im Frankfurter Stadtgebiet sieht Oesterling vor allem an den Stadträndern zu hebendes Potenzial für die Mobilität des Umweltverbundes. Bei Wegen ins Umland liegt die Attraktivität des Autos noch weit vorne, dies deckt sich auch mit den Ergebnissen der Stadtrandzählung von 2018.

Radschnellverbindungen und die Erweiterung des ÖPNV-Angebotes sollen auch hier in den nächsten Jahren für ein stärkeres Wachstum bei nachhaltigen Verkehrsmitteln sorgen. Flankiert werden könnte das von dem erwarteten Zuwachs von Pedelecs und E-Bikes, deren Anteil in Frankfurt noch nicht sehr hoch sei.

Das Verkehrsdezernat und die angegliederten Ämter sehen sich durch die ermittelten Daten bestätigt und ermutigt, den eingeschlagenen Weg in Richtung einer Verkehrswende konsequent weiter zu gehen.

 

Weitere Informationen

Eine ausführliche Darstellung der Daten zur Studie der Technischen Universtät Dresden über die Mobilität in Frankfurt am Main 2018 finden Sie auf diesen Seiten.