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Barrierefrei Radfahren
Transportfahrräder, Fahrräder mit Kinderanhängern und Liegedreiräder bilden heute einen wichtigen Bestandteil klimafreundlicher Nahmobilität in Frankfurt. Doch für diese Spezialfahrräder muss die Radverkehrsinfrastruktur frei von Barrieren sein.
(K)ein Durchkommen mit Trike oder Fahrradanhänger
Man nennt sie Umlaufsperren, Drängelgitter oder Sperrschranken – meist in der guten Absicht errichtet, schwächere Verkehrsteilnehmer vor dem rücksichtslosen Verhalten anderer zu schützen. Doch erfüllen sie diesen Zweck überhaupt? Auf jeden Fall erzeugen sie Konflikte zwischen Fußgängern und Radfahrern, da sie einander an einer besonders engen Stelle begegnen müssen. Besser wäre es, ausreichend breite Wege mit guten Sichtbeziehungen zu schaffen. Auch ohne Konfliktsituation stellen die Barrieren ein Hindernis dar: Wer Rad fahrend durch eine solche Engstelle gelangen möchte, muss in der Lage sein, eine Kurve mit winzigem Radius in Schrittgeschwindigkeit zu meistern. Weniger Geübte sehen sich hier zum Absteigen genötigt, um nicht in Sturzgefahr zu geraten.

Konfliktträchtig und hinderlich: Die Umlaufsperre am Sophie-von-La-Roche-Weg vor dem Rückbau.
Diese Notlösung bietet sich aber nicht mehr, wenn man ein breiteres oder längeres Rad fährt oder einen Anhänger zieht. In diesen Fällen hilft meist nur ein längerer Umweg über eine alternative Route ohne Drängelgitter. Oft trifft es dabei ausgerechnet Eltern, die den Nachwuchs nicht mit dem Pkw, sondern umweltfreundlich im Fahrradanhänger befördern oder Personen, die aus gesundheitlichen Gründen ein Spezialfahrrad nutzen.

Freya Linder
Zu ihnen gehört Freya Linder aus Ginnheim. Seit einem Schlaganfall vor einigen Jahren sieht sie sich nicht mehr in der Lage, ein herkömmliches Fahrrad zu benutzen. Aber ein so genanntes Trike-Pedelec (ein elektrisch verstärktes Liegedreirad) ermöglicht es der aktiven Seniorin, mobil und selbständig zu sein: Seit sie das Rad im August 2014 zum ersten Mal in Bewegung gesetzt hat, hat der Bordcomputer schon 14.000 Kilometer gezählt. Einen Großteil der Fahrten unternimmt sie, um für sich und ihren Mann Lebensmittel einzukaufen, Freunde und Bekannte zu besuchen oder um zu Arzt oder Therapie zu kommen.
Einmal pro Woche besucht Freya Linder eine Freundin, die nördlich der Raimundstraße wohnt. Die direkte Route führt über den Sophie-von-La-Roche-Weg – ein gemeinsamer Fuß- und Radweg zwischen Raimundstraße und Platenstraße. Doch eine Umlaufsperre hat den Weg für das Trike-Pedelec bis Februar 2019 faktisch unpassierbar gemacht. Ein weiter Umweg war die Folge.
Doch inzwischen hat das Amt für Straßenbau und Erschließung auf Initiative des Radfahrbüros die Umlaufsperre entfernt und durch eine gut befahrbare Alternative ersetzt: "So geht das wunderbar, das müsste überall so aussehen", schwärmt Freya Linder, als sie mit ihrem Liegedreirad problemlos zwischen einem rotweißen Poller und einem ebenso lackierten Metallbügel durchfährt. Pkw hingegen werden nach wie vor am Befahren des Weges gehindert. Dazu genügt die Installation von Pollern mit einem Abstand von 1,50 Metern: "Das ist breit genug für Trikes, Fahrradanhänger und Lastenräder, aber immer noch zu eng für die schmalsten Pkw", erläutert Jan Annendijck vom Radfahrbüro.

Dieselbe Stelle nach dem Rückbau: Spezialfahrräder kommen nun durch, Pkw aber nicht. Weil der Metallbügel ganz nach links an den Zaun versetzt wurde, kann die Kurve auch nicht "geschnitten" werden - ein wirksamer Schutz für die Fußgänger auf dem Gehweg der Raimundstraße.
Freya Linder hat sich heute noch eine Einkaufstour zum Wochenmarkt am Dornbusch vorgenommen: "Hier kann man ordentlich was draufladen", sagt sie und zeigt auf das Gepäckfach ihres Liegedreirads. Es bietet genug Platz, um Lebensmittel für drei Tage einzukaufen. Diese Möglichkeit, sich selbst versorgen zu können, bedeutet der Ginnheimerin besonders viel. Regelmäßig radelt sie auch zu einem Bio-Supermarkt nach Bockenheim – zum Glück auf barrierefreier Strecke. Sehr verbesserungswürdig findet sie allerdings die Abstellmöglichkeiten für ihr Rad vor Ort: "Der Gehweg ist schmal und der gesamte Straßenrand ist mit parkenden Autos vollgestellt."
Ebenso schwierig ist es, eine Fahrrad-Parkmöglichkeit in der Werrastraße nahe dem Westbahnhof zu finden. Dorthin ist Freya Linder regelmäßig zur Ergotherapie unterwegs. Da zu Fuß gehen aufgrund ihrer gesundheitlichen Einschränkung besonders mühevoll ist, kommt es auf jeden Meter an, den das Liegedreirad näher oder weiter entfernt zum Eingang der Praxis parken kann. Diese und einige weitere Kritikpunkte schildert Freya Linder im Gespräch mit Jan Annendijck vom Radfahrbüro, das sich dafür einsetzt, möglichst viele der Vorschläge zu realisieren.

Jan Annendijck vom Radfahrbüro im Gespräch mit Freya Linder.
In den letzten Jahren hat die Stadt Frankfurt bereits mehrere Dutzend Umlaufsperren von öffentlichen Wegen entfernt. Über einige dieser Maßnahmen wurde auch auf dem Radfahrportal bzw. der Facebook-Seite Radfahren in Frankfurt berichtet. Ein Blick in den Alltag von Menschen wie Freya Linder zeigt aber auch, dass noch einiges zu tun ist, bis es überall in Frankfurt am Main möglich ist, barrierefrei Rad zu fahren.